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Dr. Myriam Peters. Foto: Levin Sottru

BrainLinks-BrainTools bietet weiblichen Wissenschaftlern Stipendium für Wiedereinstieg nach familiär bedingter Pause

“Nur noch diese E-Mail fertig schreiben und dann schnell los zur Kinderkrippe, meine Tochter abholen.”, sagte die Nachwuchs-Forscherin und ging hinaus in den Feierabend. So oder so ähnlich spielt sich heutzutage der Alltag vieler weiblicher Wissenschaftler ab. Zumindest dann, wenn sie ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten können. Derartige Freiheiten durchzusetzen ist nicht nur Ziel von Gleichstellungsbeauftragten in kommunalen Einrichtungen. Auch BrainLinks-BrainTools hat sich das zu Herzen genommen und bereits vor über einem Jahr ein “Welcome Back Fellowship” zum Wiedereinstieg für Wissenschaftlerinnen nach einer Pause geschaffen.

Dass Mütter immer früher nach der Geburt eines Kindes wieder in den Beruf einsteigen, ist nichts grundsätzlich Neues: Laut aktuellem "Familienreport" der Bundesregierung gibt es über alle Familienformen hinweg seit Jahren den Trend, dass Frauen stärker erwerbstätig sein möchten. Einer Umfrage im Rahmen des Familienreports nach sind außerdem 81% der Menschen zwischen 20 und 39 Jahren der Meinung, dass beide Partner für das Einkommen verantwortlich sein sollten. Dem Wunsch nach Berufstätigkeit der Mutter steht aber immer das Bedürfnis nach einer angemessenen Kinderbetreuung und –erziehung gegenüber. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt daher ein heiß diskutiertes Thema. In der Praxis geht es zunehmend darum, Arbeitnehmern mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten des Berufslebens und somit eine gesunde Work-Life-Balance einzuräumen. Das klingt einfacher als es ist. Bei einem sich schnell wandelnden Arbeitsmarkt und ständig nachrückender Konkurrenz wird Wiedereinsteigern eine enorme Anpassungsfähigkeit abgefordert. Kein Wunder, dass nur wenige Mütter beruflich genau dort anknüpfen, wo sie vor der Pause aufgehört haben.

Bei BrainLinks-BrainTools sind momentan drei Fellows nach unterschiedlichen Teilzeitregelungen (von 50%-75%) beschäftigt. Mit ihrem Wiedereinstieg haben sie allesamt fachliches Neuland betreten: Dr. Anna Holt, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Mikrofluidik bei Prof. Dr. Roland Zengerle, arbeitete vor ihrer Elternzeit noch in der Molekularbiologie der Pflanzen; Dr. Myriam Peters, die sich in der Sektion Grundlagen epileptischer Erkrankungen bei Prof. Dr. Carola Haas mit fehlgebildeten Hirngewebe befasst, forschte vor der Geburt ihres Sohnes noch über die Neurobiologie von Schlaganfällen; und Dr. Eva Schnober, ausgebildete Mikrobiologin, ist nun am Optophysiology Lab von Prof. Dr. Ilka Diester beschäftigt. Dass sich der Mut zur Umorientierung auszahlen kann, hat zuletzt das Beispiel von Visnja Jevtic gezeigt. Jevtic, die in den USA Mikrobiologie studierte, kam mit ihrem Mann nach Deutschland und pausierte für mehrere Jahre, bis ihr das Welcome Back Fellowship einen Einstieg bei der BIOSS Toolbox ermöglichte. Allerdings nicht in der traditionellen Forschung, sondern als technische Mitarbeiterin im Bereich Labor-Service und Supervision. Sie fand großen Spass an ihren dortigen Aufgaben und fasste den Entschluss, weitere Schritte in diese Richtung zu gehen. Auf Anhieb mit Erfolg. Als ihr Fellowship im Februar dieses Jahres endete, hatte sie bereits einen Arbeitsvertrag beim MPI-IE unterschrieben und konnte nahtlos in den neuen Job wechseln.

Durch skalierbare Zeitmodelle kann jede Stipendiatin ihr Pensum auf sich und ihre Familie abstimmen. Nach dem Pensum bemisst sich auch die Dauer des Stipendiums. Hatte Eva Schnober anfangs probeweise zu 50% gearbeitet, so stockte sie nach einer Weile auf 75% auf. Anna Holt könnte aufgrund wachsender Verantwortung in ihrer Position dagegen schon bald auf 100% gehen. Das würde natürlich bedeuten, dass sich ihr Fellowship um einige Monate verkürzt. Aufgrund ihrer Stellung als Projektleiterin hat sie jedoch exzellente Aussichten, bald fest im Sattel zu sitzen. Wie auch immer es am Ende kommen mag: Die Welcome Back Fellows verbindet die Einsicht, dass sich die Jobsuche aus einer Anstellung heraus viel entspannter angehen lässt. Genauso sind sie sich darin einig, dass ihre Flexibilität ihnen beste Entfaltungsmöglichkeiten bietet – zuhause und bei der Arbeit.