Rückblick auf die Brain Awareness Week 2017

Foto: Levin Sottru

„Schaukasten Neurowissenschaft Freiburg“ in der Universitätsbibliothek erfährt großes öffentliches Interesse ...

Neun Schulklassen und mehr als 350 Besucher in drei Tagen: Das ist die Bilanz der Brain Awareness Week 2017 in Freiburg, die in der vergangenen Woche in der Universitätsbibliothek stattfand. An der Veranstaltung unter dem Titel „Schaukasten Neurowissenschaft Freiburg“ beteiligten sich 13 Arbeitsgruppen aus vier Fakultäten der Universität und des Universitätsklinikums, um den Besuchern einen Einblick in die sonst verborgene Welt der Hirnforschung in Freiburg zu eröffnen. Für die Organisatoren der Veranstaltung, Michael Veit vom Bernstein Center Freiburg und Levin Sottru vom Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools, hat sich der Aufwand gelohnt:

Im Veranstaltungssaal der Universitätsbibliothek konnten die Besucher ein Gehirn aus Knetmasse kneten, ihre Koordinationsfähigkeiten als Motorneuronen in einem Spiel unter Beweis stellen oder mit Hilfe von Gedankenkraft über das EEG ganze Sätze formulieren. Durch das Mikroskop erhielten die Besucher tiefe Einblicke in Hirnareale von Mensch und Tier, in einer simulierten tiefen Hirnstimulation traten sie gegen den Computer an, um die Effizienz moderner Therapiemethoden für Krankheiten wie Parkinson oder Epilepsie zu erfahren.

Trotz ihrer spielerischen Gestaltung hatten die Exponate einen ernsten wissenschaftlichen Kern: „Anhand unseres ‚Pong’-Spiels, das mit Nervensignalen gesteuert wird, konnten wir den Besuchern das Prinzip hinter der Steuerung von Prothesen erklären“, erläutert Sottru. Die sogenannte „Third-Hand Illusion“, in der das Gehirn mithilfe eines visuellen Tricks in den Zustand versetzt wird, eine Gummihand als eigene Hand zu empfinden, kommt aus der Grundlagenforschung: In Freiburg wird unter anderem daran geforscht, wie das Körpergefühl aufgrund visueller Wahrnehmung entsteht und wie die Erkenntnisse zu diesem Prozess, beispielsweise bei Prothesen oder in der Entwicklung von Therapiemethoden zum Einsatz kommen können.

„Nur wenigen Freiburgerinnen und Freiburgern ist bewusst, welch unterschiedliche Bereiche mit ebenso unterschiedlichen Herangehensweisen daran arbeiten, die Funktionsweisen des Gehirns zu entschlüsseln“, so Veit. Die Öffentlichkeit für die interdisziplinäre und internationale Arbeit der Hirnforscher in der Schwarzwaldmetropole zu begeistern sei eines der Hauptziele der Veranstaltung. „Ein Dialog zwischen Wissenschaft und Bevölkerung ist für eine kritische Auseinandersetzung mit der Forschung essenziell.“

Dieser Dialog stand vor allem auch bei der Abschlussveranstaltung im Mittelpunkt: Die zehnte Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Café Scientifique“ fand anlässlich der Brain Awareness Week ebenfalls in der Universitätsbibliothek statt. Der Informatiker Dr. Michael Tangermann berichtete über die aktuellen Erkenntnisse und Potenziale maschinellen Lernens in der EEG-Forschung im Hinblick auf Therapieansätze für Sprach- und Bewegungsbeeinträchtigungen nach dem Schlaganfall.

Die „Brain Awareness Week“ wurde 1995 von der amerikanischen DANA Foundation ins Leben gerufen. Auf öffentlichkeitswirksame Weise sollen in der weltweiten Aktionswoche Inhalte aus der Hirnforschung auf einfache und leicht verständliche Weise präsentiert werden. Bereits seit acht Jahren veranstalten die Neurowissenschaften in Freiburg anlässlich der „Brain Awareness Week“ Aktionstage, Vorträge, Veranstaltungen und Schulbesuche. In diesem Jahr fand die Brain Awareness Week in Freiburg erstmals in der Universitätsbibliothek statt.

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